Gestern bin ich also total happy aber muede von meiner wahrscheinlich letzten groszeren Reise durch Argentinien zurueckgekehrt: Dort hatte ich wieder den ganzen Sontag Zeit um die verschlafene 300.000-Einwohner-Stadt per Fusz kennen zu lernen. Trotz ihres Rufes als "Stadt der Skulpturen" waren wir -mittlerweile konnte ich mich mit der anderen deutschen Austauschschuelerin Kaysa treffen- nicht sonderlich von ihrem Anbild begeistert und kehrten vorzeitig zum Haus des AFS-Freiwilligen am Stadtrand zurueck. Dieser "lies wieder mal ganz den Argentinier raushaengen" und hatte, ohne uns Bescheid zusagen, die Wohnug Stunden zuvor verlassen und so mussten wir ein paar Stuendchen vor verschlossener Tuer auf ihn warten. Als waeren wir nichts anderes gewohnt, unterhielt wir uns auch so ganz gut alleine. Um neun Uhr abends trafen wir nun auch endlich auf den Rest der Gruppe, der mit sechs Tagen schon die Provinzen Salta und Jujuy hinter sich hatte. Unter groszer Freude erkannte ich auch alte Freunde wie Hauke, Constantin, Maria, Florian, Rachael und viele andere Austauschschueler, die ich aus meiner Suedreise kenne, wieder. So ging´s auch endlich los auf den "offiziellen" Teil der Reise! Mit der Ankunft in Puerto Iguazú am darauffolgenden Tag war unser Ziel an der "Dreifachen Grenze" in der Provinz Misiones eigentlich schon begangen- und trotzdem hatten wir mit dem "Rachen des Teufels" in den Wasserfaellen von Iguazú noch groeszeres vor. "Los Cataratas de Iguazú", welche auf die Laender Brasilien und Argentinien aufgeteilt sind, gehoeren zu den groeszten Wasserfaellen der Welt und beeindruckten uns durch ihre immense Kraft. Der "kleinere" Teil der Faelle.
Ausgangspunkt war wie immer das schoene, aber inzwischen schon herbstlich kalte Mendoza, von dem ich letzten Freitag abends den Bus Richtung Córdoba bestieg.
Córdoba duerfte zumindest den Fuzsballfanatikern ein Begriff sein: Wie selten geschehen, schlugen wir hier im Jahre 1978 unsere deutschen Nachbarn mit einem glorreichen 3:2 Sieg (heute noch "Wunder von Córdoba" genannt). Das traurige Detail: Sowohl Deutschland als auch Oesterreich schieden nachfolgend aus der Weltmeisterschaft aus.
Am darauffolgenden Morgen angekommen, erkundete ich erstmal alleine die Millionenstadt um abends mit einem kleinen Eindruck der durch Jesuitische Missionaere stark gepraegten Stadt weiter Richtung Resistencia zu fahren.
Nach einer Fahrt durch den Dschungel und anschlieszender kaltnasser Bootsfahrt durch das natuerliche Auffangbecken der Faelle, fand ich aber auch die drei Laender Paraguay, Brasilien und Argentinien an der "Triple Frontera" ganz interessant zu sehen.
Auf der Reise dorthin wurde uns durch die Kontrolle der Polizei wieder ordentlich unwohl zumute.. Nicht dass Inlandskontrollen fuer uns noch etwas Ungewoehnliches waeren, doch es ist die alleinige Anwesenheit der Polizei die in uns Gaensehaut und Vorsicht aufsteigen laesst. Wahrscheinlich schuehre ich hiermit Feuer fuer Vorurteile, aber beim Erwaehnen Argentinischer Polizei schieszen mir oftmals nicht ganz unbegruendet Gedanken von Korruption, Gewalt und leichtfertigem Waffeneinsatz in den Kopf. Das allgemeine Vertrauen in die "vollstreckende Macht" ist seit der Zeit der Militaerdiktatur in den 70er Jahren stark geschaedigt, man spricht eher von "rechtschaffender Macht". So ist die Bekaempfung der allgemeinen Unsicherheit durch Aufstockung der Polizeieinheiten fuer uns Austauschschueler in diesen Momenten mehr als nicht nachvollziehbar.
Dazu passend: Denkmal ueber den Truemmern eines ehemaligen Frauengefaengnisses aus der Militaerdiktatur im Zentrum Córdobas. Sein Moto fuer die Zukunft: Gerechtigkeit, Wahrheit und Erinnerung.
Naja, auch diese Nacht ueberstanden, hielten wir uns noch einge Stunden in Buenos Aires auf. In Begleitung von Jana fanden wir den Weg zu "La Boca", dem ehemaligen italienischen Zuwandererviertel der Hafenstadt. Nach einem kurzen Abstecher ins Viertel San Telmo zu Janas Zuhause hiesz es fuer uns dann auch leider Abschied voneinander nehmen und auch fuer mich ging es zurueck in meine Heimatstadt.
So kam ich Gesternmorgen, nach dreistuendiger Verspaetung in Mendoza an und kann jetzt auf eine ereignissreiche Woche, ohne viel Schlaf und Komfort zurueckblicken. An den Inhalten der Gespraeche gemessen, war die Woche an sich eher ein "End-of-Stay" (Abschlusscamp), sodass ich nun mehr als froh bin, fuer dies so viele Kilometer auf mich genommen zu haben.